Landwirtschaft und Klima (-schutz)!
Die Landwirtschaft ist einer der wenigen Branchen, die allein aus der Sache heraus zum Klimaschutz beitragen kann. Die Fähigkeit mittels Fotosynthese CO2 zu binden und durch Aufbau von Dauerhumus langfristig zu speichern, ist einzigartig und birgt enormes Potential.
Auch wir versuchen durch ganzheitliches Management die Fruchtbarkeit des Bodens zu steigern. Mit Hilfe unserer Kühe gelingt es uns somit Kreisläufe zuschließen und eine regenerative Landwirtschaft zu betreiben. Dies sorgt für mehr Artenvielfalt auf den Flächen, erhöht die Widerstandskraft gegenüber Wetterextremen und speichert Kohlenstoff im Boden. Nicht zuletzt profitieren davon unsere Rinder durch eine artgerechte Haltung und unsere Region durch Arbeitsplätzen und Wertschöpfung vor Ort.
Im folgenden möchten wir euch unsere wirtschaftsweise näher bringen und einige Zusammenhänge in der Landwirtschaft aufzeigen. Besonders hervorheben möchten wir dabei unseren nachhaltigen Denkansatz.
Klima-Killer Kuh
Warum die Kuh kein Klima-Killer ist, und im Zusammenspiel mit Grünland sogar zum Klimaschützer werden kann, erfahrt ihr hier.
Landwirtschaft ist systemrelevant! Das hat uns nicht zuletzt auch die Coronakrise gezeigt. Das heißt, sie hat einen besonderen Stellenwert, da sie uns alle mit Nahrungsmitteln versorgt. Zur Sicherung unserer Lebensgrundlage werden dabei auch viele Ressourcen verbraucht. Dies erzeugt Gase, die sich erwärmend auf das weltweite Klima auswirken, s.g. Treibhaus- oder Klimagase. Im Folgenden ist zu sehen, welchen Anteil die Landwirtschaft deutschland- und weltweit am gesamten Ausstoß klimarelevanter Gase hat.
In der nebenstehenden Grafik vom Umweltbundesamt (UBA) werden die Treibhausgasemissionen nach Verursacher von 1990 bis 2019 (vorläufig) in Deutschland dargestellt. Es lässt sich ablesen, das die Landwirtschaft im Jahre 2019 ca. 68 Mio. t CO2-Äquivalente produziert hat. Das ist ein Anteil von nur ca. 8,4 % am Gesamtausstoß Deutschlands (805 Mio. t CO2-Äquivalente).
Betrachtet man nur den Ausstoß von CO2 (ohne Methan und Lachgas), beläuft der Anteil der Landwirtschaft im Vergleich zu den anderen Emittenten sogar nur auf knapp 3 %.
Weltweit befindet sich Deutschland übrigens regelmäßig auf Platz 5 im Ranking der gesamten Treibhausgasemissionen. Details dazu findest du hinter diesem Link.
Wie im obigen Säulendiagramm zusehen ist, ist der CO2-Ausstoß der Landwirtschaft in Deutschland verhältnismäßig gering und nimmt über den zeitlichen Verlauf sogar ab. Weitere Emissionseinsparungen für die deutsche Landwirtschaft sind weniger im CO2-Ausstoß, sondern eher in der Reduzierung von Methan und Lachgas zu erreichen. Der Anteil an Methan ist im Wesentlichen den Wiederkäuern zuzurechnen. Das Lachgas entsteht hauptsächlich bei der Nitrifikation bzw. Denitrifikation von Dünger. Ergo könnte man scheinbar durch weniger Wiederkäuer und weniger Dünger noch mehr Treibhausgasemissionen in der deutschen Landwirtschaft einsparen.
Die Frage ist jedoch, ob das die oberste Priorität für einen systemrelevanten Produktionszweig sein sollte.
Die Landwirtschaft ist jedoch nicht nur Emittent von Klimagasen sondern hat auch die Möglichkeit CO2 mittels Fotosynthese im Boden zu speichern. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Boden auch permanent mit Pflanzen bedeckt ist und dass das Bestandsmanagement so ausgerichtet ist, den Humusanteil im Boden auf Dauer zu steigern. Wir nutzen unsere Flächen ausschließlich als Dauergrünland und einen kleinen Teil als Ackerfutter mit 5-jähriger Nutzung. Somit speichern die Flächen von WeideRind Liepe enormen Mengen an CO2 und tragen einen positiven Beitrag zum Klimaschutz bei.
Das Speichervermögen von Kohlenstoff, kann auf dem Grünland sogar den Waldboden übertreffen. Dies ist möglich, weil das Gras ganzjährig grün ist und auch im Winter Fotosynthese betreiben kann (vorausgesetzt es liegt kein Schnee). Das Potential kann durch Beweidung optimiert werden. Dabei trägt außerdem die evolutionsbedingte Symbiose zwischen Kuh und Steppe zum Wohl des Tieres und zur Entfaltung des Graslands bei.
Methan Kühe Bakterien .... In den Zeitung ist derzeit hin und wieder zu lesen, dass Kühe Methan erzeugen und damit das Klima schädigen. Diese Aussage muss differenziert betrachtet werden! Warum die Kuh per se kein Klima-Killer ist wird hier erklärt. Dabei ist vor allem die Haltungsform entscheidend sowie das Mikroklima im Boden (Stichwort methanzersetzende Bakterien). Eine Hochleistungsmilchkuh, die mit Getreide und Soja gefüttert wird, erzeugt auf jeden Fall mehr Methan, als eine Mutterkuh auf der Weide, die fast ausschließlich Gras zu sich nimmt.
Nicht zuletzt hat natürlich auch die Anzahl der Kühe Auswirkungen auf den gesamten Methanausstoß. In Deutschland lebten 2019 ca. 11,8 Mio Rinder (Tendenz abnehmend, davon ca. 4,1 Mio Milchkühe).
Allerdings sind Kühe und anderen Wiederkäuer bei weitem nicht die einzigen Methanemittenten. Methan ist im Grunde nichts anderes als Erdgas und entsteht auch bei Faulprozessen oder bei vulkanischen Aktivitäten.
Die Methankonzentation in der Atmosphäre wird per Satellit von der ESA regelmäßig gemessen. Diese Grafik zeigt genau wo der weltweite Methanausstoß am größten ist (dunkelrot). Interessanterweise haben die tierlastigen Regionen der Welt z.B. Südamerika oder Neuseeland nur eine geringe Konzentration. Hingegen die Hauptreisanbaugebiete und erdgasfördernden Länder einen starken Methanausstoß.
In dieser Grafik vom Max Planck Institut werden die größten Methanproduzenten der Welt aufgeführt. Mit dem zunehmenden Auftauen der Permafrostregionen wird der blaue Anteil des Diagramms größer werden. Bei den Wiederkäuern sind auch die wildlebenden Wiederkäuer wie Gnus, Bisons und Elefanten mitinbegriffen. Der Ausstoß im Energiesektor ist hauptsächlich auf das Fracking und auf undichte Leitungen/Förderanlagen zurückzuführen.
Quellen:
- Olschewski, Felix (2017): http://weidefleisch.org/umwelt-klima/
- Dr. Kremer-Schillings, Willi (April 2019): https://www.bauerwilli.com/klima-bilanz-die-fakten-kohlendioxid-co2-1/
- Landwirtschaftskammer Österreich, Frühwirt, Peter (März 2020): https://www.lko.at/woher-kommt-das-methan+2500+3204748?env=bmxpZD0zMjA1MDY4JnVpZD0xMTgyMjcyMDYy
- Statista (2019): https://de.statista.com/statistik/daten/studie/163423/umfrage/entwicklung-des-rinderbestands-in-deutschland/
- PNAS (April 2019): https://www.pnas.org/content/116/17/8515
- ESA Copernicus (2019): https://www.esa.int/Applications/Observing_the_Earth/Copernicus/Sentinel-5P/Methane_and_ozone_data_products_from_Copernicus_Sentinel-5P
- DW (2016): http://www.dw.com/de/mit-molek%C3%BClen-gegen-methan-r%C3%BClpsende-k%C3%BChe/a-19229850
- Wikipedia (2020): https://de.wikipedia.org/wiki/Methan